Wie komme ich an einen neuen Telefonvertrag, aber lest selbst, wie es dazu kam. Wundert Ihr euch über die schlechte Lesbarkeit des Briefes? Genauso kam er an.
Ich habe meinen Telefonanbieter O2 gewechselt, weil sich in der Betreuung im Vergleich zu früher viel geändert hat und ich mit dem Angebot unzufrieden war. Es kommt prompt eine schriftliche Kündigungsbestätigung. Meine Nachfrage im Chat wird freundlich, sofort und höflich behandelt. Das war ein golden Exit wie aus dem Bilderbuch. Mir tut es fast leid, dass ich gewechselt habe. Golden Exit bezeichnet das positive Beenden einer Beziehung – auch einer Kundenbeziehung – wenn man der Meinung ist, dass der Kunde nicht zu halten ist.
Aber jetzt geht die Story erst richtig los – und nehmt euch Zeit, das dauert jetzt ein bisschen:
Telekom: Ich habe überlegt, mit meinem Handyvertrag zur Telekom zu wechseln, der Vertrag ist Ende Januar fällig. Es kommt, wie sollte es anders sein, eine never ending Story.
Sommer: irgendjemand von O2 ruft mich an (ich vermute ein Händler), lange vor meiner beabsichtigten Kündigung, um mir einen teuren Vertrag mit mehr Datenvolumen (15 GB) anzubieten. Ich zahle im Moment ca. 30 Euro, was schon eine ganze Menge ist. Ich bitte um ein schriftliches Angebot, ich höre nichts mehr von dem Anrufer.
September, ich rufe die Telekom an, man sagt mir, dass es großartige Angebote gibt, ich aber im November wieder anrufen soll, wenn ich den alten Vertrag gekündigt habe. Da überlässt gerade jemand dem Kunden die Entscheidung, statt den Sack zuzumachen.
Im November kündige ich und rufe wieder an: Eine freundliche Beratung, ich bekomme einen Vertrag zugeschickt mit der Bitte, diesen an eine bestimmte Person zurückzuschicken. Gleichzeitig habe ich noch meinen Internetzugang verändert, darüber bekomme ich eine Bestätigung und mit der nächsten Abrechnung eine Gutschrift, die mich angenehm überrascht hat, ich habe das nicht gewusst. Leider ist seit der Zeit meine Internetverbindung schlechter als vorher.
Da ich den Internetvertrag noch ändern (aufstocken, mehr Geld an Telekom bezahlen) möchte, schreibe ich zurück, von dem Mail habe ich nie wieder etwas gehört.
Zu dem Handyvertrag habe ich noch Fragen und schreibe an die bestimmte Person, es kommt keine Reaktion.
Ich schreib erneut, es kommt keine Reaktion. Sie hätten mittlerweile sicher schon aufgegeben, aber mein Ehrgeiz ist gepackt. Dieser Verkaufsprozess fängt an, mich zu interessieren.
Ich schreibe die allgemeine Adresse der Telekom an und veranlasse einen terminierten Rückruf – es funktioniert. Der Kontakt ist mehr als unfreundlich, versucht den Wettbewerb schlecht zu machen, ist absolut unflexibel und bringt mich zu der Überzeugung, dass es doch noch andere gute Anbieter gibt.
Zwischendurch meldet sich O2 mit Bezug auf meine Kündigung. Auf meinen Hinweis, dass das geringe Datenvolumen einer der Kündigungsgründe ist, teilt man mir mit, dass ich schon lange ein viel größeres Datenvolumen (15 GB) zur Verfügung hätte, was mir aber niemand mitgeteilt hat.
Am nächsten Tag versucht mich jemand von der Telekom zu erreichen (Ich bin nicht da) und schreibt mir anschließend, dass in meinem Fall doch ein persönliches Gespräch besser wäre als eine schriftliche Auskunft. Er bittet um einen Terminvorschlag für einen Rückruf der Telekom, ich bin angenehm überrascht, heule mich in meiner Antwort ein bisschen aus wegen dem unflexiblen Gespräch, das ich gerade mit der Telekom hatte und schlage Montag vor.
Am Dienstag versucht mich jemand von der Telekom zu erreichen, ich bin nicht da. Man schickt mir anschließend das gleiche Schreiben wie zuvor. Ich biete einen Termin am Mittwoch an, Sie können sich vorstellen, was passiert ist.
Ich vermute, das CRM System der Telekom gehört zu den über 90% der Systeme in Deutschland, die nicht funktionsfähig sind. Und das liegt nicht an den Systemen. CRM ist die Abkürzung für Customer-Relationship-Management und bezeichnet kundenorientiertes Verhalten von Unternehmen. CRM Systeme verwalten Kundendaten, dazu gehört auch die Terminplanung für telefonische oder schriftliche Kundengespräche.
Kurz danach schreibt mir O2, dass mein Datenvolumen ab sofort auf 15 GB erhöht worden ist.
Zwischendurch hatte ich ein sehr freundliches Gespräch mit O2, man will mir ein neues individuell auf mich zugeschnittenes Angebot zuschicken.
Über Check24 habe ich jetzt auch schon einen interessanten Anbieter im Visier und jetzt war in der Zeitung eine gute Testbewertung eines Aldi Vertrages. Ich glaube, ich werde schon was finden. Alles scheint außerdem günstiger zu sein. Da ich eine Multicard haben will (Mehrere Simkarten für eine Telefonnummer für verschiedene Geräte) und Aldi das nicht kann, schließe ich über Check24 bei Premium SIM für 9,99 bei 4 GB Datenvolumen, bis 50 MB Geschwindigkeit und Tel. Flat für 9,99 ab. PremiumSIM gehört zur Drillisch Online
Jetzt kommt auch endlich das angekündigte Angebot von O2. Ich habe noch nie ein Schriftstück bekommen, dass in so schlechem Zustand ist. Es sieht aus, wie sehr schlecht ausgedruckt und dsann dreimal kopiert mit handschriftlichem Vermerk. Früher gab es auch hier einen Link dazu aber Telefonica hat mich gebeten, den Link zu entfernen.
Ein absolut pauschales Angebot, sicher in dieser Form das schlechteste, was ich bisher zugeschickt bekommen habe. Wenn ich O2 wäre, würde ich diesem Händler stehenden Fußes kündigen.
Bei Premium läuft es bisher gut, ein bisschen Problem noch mit der Multicard, aber da gibt es Lösungen bei PremiumSIM, die hat selbst das Unternehmen noch nicht erkannt. Letztendlich hat PremiumSIM das Problem auf dem Kulanzweg gelöst, ich zahle jetzt 2,95 mehr für die 2. Karte. Meine Handykosten sind somit mehr als halbiert.
Letztendlich ein unglaublicher Aufwand, um einen Vertrag zu wechseln – für mich interessant, weil ich so sehe, wo Verkauf gut oder schlecht funktioniert. Jeder normale Handykunde hätte viel früher aufgegeben. Vielleicht rechnet die Branche ja genau damit.