
„Einer der besten Verkaufstrainer“ steht auf der Seite von Galal, ich war auf seinem 2-tägigen Seminar in Wetzlar, eingeladen zum kostenlosen Besuch. Der mystery Shopper in mir sagt: Da musst du hin, ich will wissen, wie er sein Geschäft macht.
Es ist wie bei Höller, über solche Veranstaltungen kann man nicht wenig schreiben.
Ich habe mich lange davor angemeldet, zuerst war die Organisation gut, dann wurde sie im Laufe der Zeit schlechter. Ein Kollege, der sich noch kurzfristig angemeldet hat, bekommt neben vielen Mails den Hinweis, dass die Arena so gut wie ausgebucht ist, er aber noch so viele zusätzliche Teilnehmer mitbringen kann, wie er will. Ein Wiederspruch, der nicht nötig wäre.
Das Einchecken läuft ein wenig chaotisch, viele handgeschriebenen Namensschilder, schwierige Platzsuche. So viele Leute sind auch nicht einfach zu händeln. Die Rittal Arena ist fast voll, lt. Internetseite passen maximal 5.000 Leute hinein. Galal spricht von einer Verdopplung der Anmeldungen auf über 7.000 – wohlgemerkt, von Anmeldungen, nicht von Teilnehmern. Im Seminar lernen wir den Begriff der „kunstvollen Wahrheiten“, vielleicht ist das eine davon. Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland. Der Beginn verspätet sich wegen den Eincheck-Schwierigkeiten, es wäre sicher gut, wenn man die Teilnehmer darüber informieren würde, statt sie warten zu lassen. Er hat auch mindestens 100 Personen da, die ihm helfen, das hätte man mit so viel Personal besser lösen können. Davon sind viele Verkaufsmitarbeiter, ihre unterschiedlichen Arten sich zu präsentieren lassen darauf schließen, dass sie erfolgsabhängig bezahlt werden.
Im Bereich der Halle gibt es Verkaufsstände, wie Galal sagt, von seinen Kunden. Allein drei Verkaufsstände beschäftigen sich mit dem Verkauf von Gold und Diamanten. Die Teilnehmer Struktur ist also gut situiert. En Stand gibt Mietkosten von 2.800 Euro an, damit könnte er die Mietkosten für die Halle eingespielt haben.
Die Unterlagen haben einen professionellen Einband, der Inhalt ist aufgebaut wie ein Aufgabenheft in der Schule mit Textlücken, die ausgefüllt werden müssen. Das könnte man besser machen, das wirkt nicht professionell.
Er hat begeisterte Fans, er kommt ein wenig wie ein Held durch die Menge auf die Bühne und er macht – Respekt – das Programm fast allein, volle zwei Tage Der erste Tag gefällt mir gut, obwohl es von 10.00 Uhr bis 21.00 Uhr geht, halte ich durch. Die Verkaufsangebote berühren mich nicht, aber als er ein Angebot von 10 Euro für eine CD mit begrenzter Stückzahl macht, hechten einige Teilnehmer im wahrsten Sinne des Wortes zu den Verkaufstischen.
Seine Seminarangebote zelebriert er scheinbar spontan, die anschließende Präsentation als Slide zeigt, dass es nicht so ist. Vier Tage Seminar für unter 1.000 Euro erscheint günstig, aber Filmaufnahmen von seinem 9 Tage Seminar am zweiten Tag zeigen hunderte von Menschen in seinen Trainings. Da kommt schon Geld zusammen.
Er motiviert zum gegenseitigen Kennen lernen, ich komme schnell in Kontakt mit Menschen um mich herum. Seine Slogans „Gut oder gut“ bzw. „Du kannst alles was du willst“ werden in den 2 Tagen gefühlte 100-mal zelebriert. Fast jede Sequenz wird von den Teilnehmern in zweier Gruppen nachgearbeitet. Zwischendurch kommt immer wieder Conny, die mit Tanz und Mitmacheinlagen die Stimmung hochhält (das Bild ist von einer Sequenz, bei der wir alle kleine Lichter an den Fingern befestigt hatten). Das sieht noch viel toller aus, als man auf dem Bild sehen kann.
Es gibt immer wieder Entspannungseinlagen in Form von Hypnosesequenzen (?), wo er unser Unterbewusstsein beeinflussen will, um uns zu helfen. So habe ich das zumindest verstanden. Das ist nun gar nichts für mich, es ist langweilig aber andere Teilnehmer legen sich quer in den Saal oder über Stühle, um es zu genießen. Er spricht sehr häufig von negativen Glaubenssätzen, die er ändern will. Da habe ich ein Problem, mir fallen bei mir keine ein.
Sein „Lieblingsteilnehmer“ hat seinen Umsatz von 1 Million auf 8 Million gesteigert, hat mittlerweile 10 Firmen und ist im Hauptberuf Soldat. Der braucht natürlich dringend eine Strategieberatung, denn um aus 8 Millionen 80 Millionen Umsatz zu machen, sollte er zuerst seinen Job als Soldat aufgeben. Konzentration ist wichtig aber der letzte Satz kommt nicht von Galal sondern von mir.
Der zweite Tag ist chaotischer, irgendwie passen die Zeiten nicht, der Unterlage fehlt meiner Meinung nach der rote Faden und die Planung der Pausen geht verloren. Er ist kürzer von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr aber es sind immer noch sehr vielen Menschen da. Es wird langsam langweilig, die letzte Sequenz nehme ich nicht mehr mit. Jochen Schweizer, der zwischendurch einen Vortrag hält, kann mich auch nicht wirklich fesseln. Es gibt aber für alle Sequenzen genug dankbares Publikum. Irgendwann versucht auch Galal ein wenig zu weinen, sehr wahrscheinlich vor Erschütterung vor der Tatsache, dass er einen Menschen mit vielen Krankheiten innerhalb einer Stunde geheilt hat. Ja, Gottähnlich zu sein ist schon ganz schön erschütternd.
Zwischendurch packt er eine Türe mit verschiedenen Artikeln und 5 Einladungen zu Seminaren von ihm im Wert von jeweils 197,- Euro (Fast wie der Marktschreier auf der Kirmes). Als er von Gesamtpreis von ca. 1.100 Euro sein Angebot vorstellen will, lasse ich mich von ihm aufs Glatteis führen. Ich schätze 399, mein Nachbar schätzt 100. 100 stimmt, die Seminargutscheine von 197 Euro sind dann höchstwahrscheinlich ähnlich wie in Wetzlar kaum wertvoll, da viele Teilnehmer kostenlos teilnehmen können. Im Netz finden sich Gutscheine für 8 Euro, 19 Euro und ähnlich. Alle, die ich getroffen habe, haben gar nichts bezahlt. Mein Nachbar hat deshalb richtig geschätzt, weil er das Paket im letzten Jahr für 100 Euro gekauft hat.
Anmerkungen zum Schluss
Ein früherer Teilnehmer erwähnte in seiner begeisterten Rede über das erfolgreich absolvierte Seminar, dass er jetzt für Galal als ehrenamtlicher Coach arbeitet. Galal sprich oft davon, dass er sehr viel Geld verdient, dass passt mit ehrenamtlichen Tätigkeiten von ehemaligen Seminarteilnehmern für ihn ethisch nicht so gut zusammen.
Galal versucht sehr oft, sich von dem Bereich des positiven Denkens abzugrenzen. Man bekommt den Eindruck, dass er sich hier von einer anderen Methode, von einem Wettbewerber abgrenzen will.
In der vorletzten Session präsentiert er nach einer grandiosen Vorbereitung Seminarpakete mit Sonderpreisen wie gewohnt auf dem Flipchart. Auf den ergänzenden Slides sind zusätzlich Partnerpreise zu sehen, die erheblich günstiger sind, die aber nicht erwähnt worden sind. Das könnte ein Grund sein, warum viele Leute die Seminare nicht gekauft haben, weil sie auf die günstigeren Preise gewartet haben.
Er schreibt, dass er schon 1,5 Millionen Menschen erreicht hat. Seine Abruf- und Gefällt mir Zahlen bei You Tube und Facebook sind überschaubar.
Galal sagt, er kann verkaufen – Präsentieren kann er – Fans hat er auch – wie er sich in einem persönlichen Verkaufsgespräch verhält, weiß ich nicht. Ich bleibe bei der Behauptung, dass Trainer dominant sein müssen, um Menschen trainieren zu können und dominante Menschen können nicht gut verkaufen. Vielleicht ist aber die offene Präsentation eine andere Möglichkeit, wie Verkaufstrainer verkaufen können. Bei Galal funktioniert es offensichtlich.
Galal hat grammatikalische Eigenarten, ein Deutsch Spezialist kann sicher besser beschreiben, was das für Eigenarten sind. Sie stören aber den Seminarverlauf nicht.
Fazit: Da kann man hingehen, es ist ein großer Spaß über zwei Tage, wer Seminare und Bücher kaufen will, kann das tun, es gibt aber keinen offensichtlichen Zwang, nur gute Präsentation. Alle haben ein erlebnisreiches Wochenende hinter sich. Ich habe keine enttäuschten Gesichter gesehen.
Ich war auch bei Höller https://wordpress.com/posts/koenigskonzeptblog.wordpress.com?verified=1
der Programmablauf ist dort ähnlich aber Galal schafft es mehr, die Teilnehmer zu fesseln. Bei Höller habe ich nicht so lange durchgehalten. Galal hat auch zu Beginn ein Kommittent zum dableiben eingefordert, das ist sicher auch eine gute Idee.